Reisen in die Nachbarschaft

Wann genau hat das angefangen? Der berufliche Alltag, die getakteten Abläufe und die immer gleichen Wege? Klar, das bringt auch Ruhe ins Konzept, vielleicht sogar Luft für Großes.
Wir wollten uns aber in Innsbruck auf einen Weg begeben den wir sonst nur vom Reisen kennen. Einen Weg von dem wir nicht viel wissen bis auf eins: er wird uns hinaus aus unserer Komfortzone führen.
Diese Bilder sind der sehr persönliche Versuch einer Reise ins Vertraute.

Ein Projekt gemeinsam mit Kerstin Enn und Michael Heinzle.

 

Kapitel:

MONROES BAR
Innrain 87

Das Monroes ist eigentlich ein geschlossener Dartverein, den es in dieser Form seit etwa eineinhalb Jahren gibt. Allerdings fühlt es sich eher nach einer Bar mit Dartscheibe an und es war für uns kein Problem, dort auch ohne Mitgliedschaft ein Bier zu trinken. Früher war das Monroes ein Treffpunkt der Innsbrucker Swingerszene. Die Besitzerin erklärt dies zwar als Vergangenheit, fügt aber hinzu, dass die Toiletten manchmal immer noch ungewöhnlich lange besetzt sein können. Ungewöhnlich sind für Innsbruck auch die Öfffnungszeiten: unter der Woche bis vier Uhr, am Wochenende bis sechs Uhr morgens. Ab Mitternacht läuft Techno.

ETIHAD LEBENSMITTEL
Salurnerstraße 3

Der Supermarkt Etihad in der Nähe des Hauptbahnhofs hat sich auf persische Lebensmittel spezialisiert und entwickelte sich dadurch zu einem wichtigen Treffpunkt für viele Afghanen und Iraner. Sefaat, 20 Jahre alt, ist seit knapp vier Jahren vor der Gewalt in Kabul nach Österreich geflohen und arbeitet nun hier als Verkäufer. Ali (siehe Kapitel Flüchtlingsheim) kommt etwa einmal im Monat hierher um einzukaufen und sich mit anderen Persern auszutauschen.

GELI'S BEISL
Schützenstraße 41

Bei Geli werde ich trotz Kamera und Stativ sehr freundlich begrüßt und man lässt mich in Ruhe meine Aufnahmen machen. Wilma, Offizierin beim Bundesheer und ihr Begleiter setzten sich an einen Tisch um ein Brettspiel zu spielen. Es ist das Wohnzimmer der Nachbarschaft, die Stammgastkultur wird hier zelebriert. Für alle im Raum haben Beisl eine wichtige soziale Funktion. An der Wand hängt das selbstgezeichnete Portrait des Hundes eines Stammgasts. Die "Ausländer" kommen in der Runde nicht so gut weg, nur der Franz Eduard ist - trotz nordafrikanischer Herkunft - einer von ihnen.

FLÜCHTLINGSHEIM
Graßmayrstraße

Ali Maktabi, 30 und Reza Rahbar, 28 Jahre stammen beide aus Shiraz im Iran und sind nun schon seit über zwei Jahren in Österreich. Da sie immer noch auf die Anhörung ihres Asylverfahrens warten sind sie seit eineinhalb Jahren in der Flüchtlingsunterkunft bei der Olympiabrücke untergebracht. Reza ist zum Christentum konvertiert und würde im Iran dafür mit dem Tode bestraft und Ali wollte im Militärdienst nicht gegen seine gewaltfreie Überzeugung handeln. Obwohl Ali die Tage mit Arbeit im Seniorenheim und dem Selbststudium von Deutsch und Physik verbringt ist das Warten ein unerträglicher Zustand für ihn. Ali spricht sehr gut deutsch und wäre als erfahrener Ingenieur für Elektrotechnik bereits von GE in Jenbach eingestellt worden. Da sein Asylverfahren noch läuft darf er jedoch noch nicht arbeiten.



Projekt: Persönliche Portraits von Innsbrucks Möglichkeiten

Ort: Innsbruck

Für: Abseits des Alltags

Jahr: 2018

Monroes Bar

Monroes Bar

Monroes Bar

Monroes Bar

Etihad Lebensmittel

Etihad Lebensmittel

Etihad Lebensmittel

Etihad Lebensmittel

Flüchtlingsheim

Flüchtlingsheim

Flüchtlingsheim

Flüchtlingsheim

Gelis Beisl

Gelis Beisl

Gelis Beisl

Gelis Beisl